Rudelordnungsphase

Phase 6 Rudelordnungsphase (ca. 5. und 6. Monat)

Diese Zeit sollten Sie nicht verschlafen, denn sie bestimmt den Platz den der Boxer in Ihrem Familienrudel einnehmen wird.

Im Wolfsrudel sind in dieser Phase alle Voraussetzungen gegeben, um die soziale Partnerschaft mit den Eltern zu einer straffen Rudelorganisation auszubauen, in der die Junghunde bereits vollwertige Jagdpartner werden. In der Rudelordnungsphase wird von jedem der Jungwölfe die Erfahrung gemacht, dass die Zusammenarbeit unter Führung eines erfahrenen Leittieres den jagdlichen Erfolg sichert. Diese Erfahrung ist also ausgesprochen positiv und wird dazu beitragen, dass auch künftig Gruppenbildung angestrebt wird.

Spencer

5 Monate alt

Trumler nimmt an, dass in dieser Zeit zwischen dem 5. und 6. Monat abermals wichtige, teils angeborene , teils erlernte Verhaltensmuster ausgeprägt werden, und wir sollten im Umgang mit unserem eigenen Junghund die Zeit nicht ungenutzt lassen. Unsere Junghunde sind in dieser Phase besonders unterordnungsbereit. Es macht dem Hund Freude und gibt ihm Sicherheit Mitglied einer Gemeinschaft zu sein und von ihr anerkannt zu werden. Jede Beschäftigung mit dem Boxer, die dieses Gefühl unterstützt, stärkt das Selbstbewusstsein und fördert seine charakterliche Entwicklung.

 

Laut Trumler müssen wir uns zunächst zwei wichtige Fakten vor Augen halten: Erstens bleiben wir Elternkumpan, denn wir bringen dem Junghund weiterhin das Futter und gehen nicht mit ihm auf die Jagd - sofern wir eben nicht einen Jagdhund ausbilden(und das tun wir ja mit unserem Boxer nicht). Zweitens bleiben wir mit unserem Hund gewissermaßen in der Rudelordnungsphase stecken, denn er bleibt ja zeitlebens mit uns zusammen, sogar dann, wenn er im Freileben, als Wolf, längst ein eigenes Rudel anführen würde. Wir verschieben also ab da die naturgegebenen Verhältnisse recht einschneidend.
Wir müssen daher die Zusammenarbeit, wie sie in der Rudelordnungsphase freilebender Hundeartiger erfahren wird, auf andere Möglichkeiten umleiten. Gemeinsame Jagd erfordert eine gewisse Disziplin. Wir bieten diszipliniertes Spiel - neben dem völlig gelösten, das wir zuvor als gruppenbindend bezeichnet haben - und in ihm erste Vorstufen zu jener Ausbildung, die dem künftigen Verwendungszweck dient. Aber auch dann, wenn wir keinen Diensthund oder Jagdhund ausbilden, ist es sehr anzuraten, dem Hund etwas beizubringen, und wenn es nur kleine, fröhliche Kunststückchen sind. Gerade jetzt braucht er uns ja als Rudelführer, von dem er als gut vorbereiteter Schüler die Besonderheiten gemeinsamer Aktionen bis zur Vollkommenheit übt.

Wenn Sie ihren Boxer über die Grunderziehung hinaus ausbilden möchten um später mit ihm Prüfungen ablegen zu können, so sollten Sie die natürliche Veranlagung, die in der Rudelordnungsphase gegeben ist, für die erste gemeinsame Arbeit nutzen. Der junge Hund hat jetzt z.B. sehr viel Freude an einer Fährtenarbeit mit seinem Hundeführer; spielerisch und lustvoll!!!! Wichtig ist, dass der Boxer bereits von Anfang an sein wichtigstes Organ, die Nase, einsetzt um zu lernen, dass er mit ihrer Hilfe zu einem lohnenden Ziel findet, z.B. Futter oder seinem Lieblingsspielzeug.

Auch wenn Sie nicht vorhaben mit ihrem Boxer auf einen Hundeplatz zu gehen, sondern Ihr Ansinnen ist einen super Kumpel und verlässlichen fröhlichen Familienhund aus Ihrem Boxer zu machen, so sollten Sie ihm dennoch etwas beibringen, und wenn es eben laut Trumler nur kleine Kunststückchen sind. Wie wär es dabei mit „High Five“, oder einfach nur Pfötchen geben? Beschäftigen Sie Ihren Freund und beobachten Sie, was er von sich aus anbietet. Spencer z.B. sucht sich wahnsinnig gerne riesige Äste und Stöcke im Wald und schleppt diese mit sich rum. Oft nehme ich auch einen Ball mit auf unsere Spaziergänge, den er dann eifrig durch die Gegend trägt und nie irgendwo unterwegs liegen lässt.

Unser Boxer befindet sich definitiv noch in einem ausgeprägten Lernstadium, und wenn Sie das nicht nutzen, und ihn einfach nur nebenher laufen lassen, dann wird die psychische Struktur Ihres Lieblings verkümmern. Mit kleinen Aufgaben und Übungen, auch solchen die zur Unterordnung gehören, festigen Sie als Rudelführer ihre Position, wobei Sie mehr durch Selbstsicherheit als durch Gewalt Ihre Stellung unterstreichen sollten.

NOCHMAL: SIE sind der Rudelführer

„Der Junghund erwartet in der Rudelordungsphase ein „Leitbild“ des erfahrenen ,psychisch überlegenen Anführers. Es ist also auch eine kritische Phase, die sehr leicht zu künftigen Erziehungsschwierigkeiten führen kann, wenn diese Vorrangstellung als umsichtiger und überlegener Rudelführer vom sehr scharf beobachtenden Hund nicht anerkannt werden kann. Er ist jetzt sehr geneigt die eigene Ranghöhe zu verbessern, wenn das Leitbild versagt. Das beginnt damit, dass er sich weniger um die Wünsche seines Rudelführers kümmert, bereits gelernte Kommandos geflissentlich überhört und uns so herausfordert. Wir werden dann gern böse und machen alles noch verkehrter. Das steigert sich bis zu dem Tag an dem uns der inzwischen erwachsene Hund direkt droht, oder uns ganz raffiniert überrundet, indem er sich zu einem Haustyrannen entwickelt. Wenn der Herr als Rudelführer versagt, muss es der Hund werden, denn eine Familie ohne Anführer darf es -zumindest in den Augen eines Hundes- nicht geben!“
E.Trumler, Hunde ernst genommen

Quelle: Eberhard Trumler, Hunde ernst genommen

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